UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR NEUROLOGIE

Gefäßerkrankung und Ultraschall

Erkrankungen der Hals-/Hirnschlagadern

Hohes Schlaganfallrisiko falls unentdeckt

Eine Einengung (Stenose) der Halsschlagader (Arteria carotis) ist die häufigste Gefäßerkrankung, die zu einem Schlaganfall führt, falls sie unentdeckt bleibt. Die Stenose befindet sich meistens direkt am Abgang des Astes der Arteria carotis, der das Gehirn mit Blut versorgt (Arteria carotis interna). Häufigste Ursache ist eine Arteriosklerose, bei der es zur Ablagerung von Cholesterin und anderen Fetten in der Innenwand des Gefäßes in Verbindung mit einer chronischen Entzündungsreaktion kommt. Seltenere Ursachen sind ein spontaner oder traumatisch bedingter innerer Gefäßwandeinriss (Dissektion) oder eine Gefäßentzündung (Vaskulitis) infolge einer Autoimmunreaktion.

Entgegen der ersten Vermutung führt eine Stenose der Arteria carotis interna nur selten infolge eines verminderten Blutflusses zum Gehirn zu einem Schlaganfall. Alle vier Schlagadern (Arterien), die das Gehirn mit Blut versorgen – rechte und linke Arteria carotis interna, rechte und linke Wirbelschlagader (Arteria vertebralis) – stehen im Schädel, noch vor Eintritt in das Gehirn, miteinander in Verbindung. Damit kann eine durch eine Stenose verursachte Minderdurchblutung in z.B. einer Arteria carotis interna durch die anderen Arterien kompensiert werden.

Schlaganfälle durch Stenosen der Arteria carotis interna entstehen in den meisten Fällen durch Gerinnsel (Thromben), die sich an der Stenose bilden und von dort mit dem Blut ins Gehirn geschwemmt werden. Erreicht der Thrombus im Gehirn eine Arterie, deren Durchmesser kleiner als der Thrombusdurchmesser ist, bleibt er stecken und „verstopft“ die Arterie. Die von dieser Arterie mit Blut/Sauerstoff versorgte Hirnregion stirbt ab – es entsteht ein Hirninfarkt – und der Patient/die Patientin zeigt Schlaganfallsymptome.

 

Diagnose einer Stenose

Ultraschall ist Verfahren der Wahl

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Die Ultraschalldiagnostik ist eine bewährte Methode um Gefäßerkrankungen wie z.B. Stenosen zu detektieren (aufzuspüren). Sie ist nichtinvasiv, schmerz- und risikolos. Neben der Detektion einer Stenose erlaubt sie die genaue Bestimmung deren Einengungsgrades sowie – mit den in der neurovaskulären Spezialambulanz verfügbaren Verfahren – die Erkennung einer dadurch verursachten möglichen Minderdurchblutung des Gehirns und die Beurteilung, ob die Stenose einen aktiven Streuherd für Thromben darstellt.

Dieses Verfahren ist eine Kombination der Schnittbildsonographie, wie sie auch bei der Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane oder in der Gynäkologie zum Einsatz kommt, und der Dopplersonographie. In dieser Kombination können wir mit der Dopplersonographie die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes messen und mit deren Hilfe den Stenosegrad ermitteln. Die Schnittbildsonographie, die ein detailliertes zweidimensionales Bild des Gefäßes in hoher Auflösung zeigt, erlaubt uns Veränderungen, wie arteriosklerotische Plaques, Gefäßverschlüsse, Entzündungen oder Verletzungen der Gefäßwand zu erkennen und zu differenzieren.

Erkennung unzureichender Umgehungskreisläufe bei Stenose/Verschluss der Halsschlagader

Mit geeigneten Ultraschallsonden können auch die Hirnarterien innerhalb des Schädelknochens durch diesen hindurch (transkraniell) untersucht und Stenosen dieser Arterien detektiert werden. Mit dieser Technik können wir beim Vorliegen einer hochgradigen Stenose oder gar eines Verschlusses der Halsschlagader auch prüfen, ob dadurch eine Minderdurchblutung des Gehirns vorliegt. Betroffen davon sind zwar nur wenige Patienten und Patientinnen, diese sollten aber sicher identifiziert werden, da sich Behandlungsmaßnahmen in diesen Fällen von den Üblichen unterscheiden können.

Erkennung von Blutgerinnsel-Streuherden und Wirksamkeitsnachweis von Medikamenten

Mit der transkraniellen Duplexsonographie ist es uns möglich zu testen, ob und wie viele kleinste Gerinnsel (Mikroemboli) sich von einer Stenose der Halsschlagader ablösen und in einem gewissen Zeitabschnitt in die Hirnarterien geschwemmt werden. Wir nutzen dies auch, um die Wirksamkeit gerinnungshemmender Medikamente wie z.B. ASS, Clopidogrel oder deren Kombination zu überprüfen. So können wir die Patienten identifizieren, bei denen Medikamente nicht ausreichend oder nur in höheren Dosen wirken.

 

Stenose-bedingten Schlaganfall verhindern

Richtige Kombination der Maßnahmen entscheidend

Sie als unser Patient/unsere Patientin und der/die Sie an uns überweisende Arzt/Ärztin erwarten zu Recht, dass wir im Anschluss an die Ultraschalluntersuchung eine Empfehlung abgeben, wie ein Schlaganfall durch eine entdeckte Gefäßerkrankung/Stenose bestmöglich verhindert werden kann. Dazu sind die erhobenen Informationen zur Ursache der Stenose, zum Stenosegrad, zum Vorliegen oder Fehlen einer möglichen Minderdurchblutung des Gehirns und von kleinsten, von der Stenose streuenden Gerinnseln wichtig. Aber auch weitere Faktoren müssen dazu herangezogen werden:

  • mögliche Risikofaktoren (z.B. Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörung, Zigarettenrauchen, Übergewicht) und deren Behandlung
  • von Ihnen aktuell eingenommene gerinnungshemmende Medikamente („Blutverdünner“)
  • mögliche Vorerkrankungen, insbesondere Durchblutungsstörungen des Gehirns (Schlaganfall), des Herzes (Herzinfarkt) und der Beine (periphere arterielle Verschlusskrankheit)
  • Laborwerte der letzten von Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin durchgeführten Blutuntersuchung
  • die Art möglicher Veränderungen des Gehirns im Fall einer bereits vorliegenden Computer- oder Kernspintomographie

Bei Ihrer ambulanten Vorstellung erfragen wir auch dies bzw. sichten dazu mitgebrachte Unterlagen, um eine für Sie optimale Therapieempfehlung abgeben zu können.

Die für Sie wichtigste Information ist sicher, ob eine entdeckte Gefäßerkrankung/Stenose operiert bzw. mit einem Stent versorgt werden sollte oder ob dies in der aktuellen Situation für Sie nicht vorteilhaft bzw. nicht notwendig ist. Wenn in letzterem Fall ein Eingriff erst bei einer Zunahme des Einengungsgrades indiziert sein könnte, empfehlen wir z.B. Ultraschallkontrollen in regelmäßigen Abständen. Häufig ist eine dauerhafte Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten wie ASS oder Clopidogrel angezeigt, manchmal für eine gewisse Zeit auch die Kombination beider. Die Behandlung erhöhter Fett-/Cholesterinwerte im Blut (Hyperlipidämie bzw. Hypercholesterinämie) und ggf. der dringende Ratschlag, das Zigarettenrauchen einzustellen, sind obligat, da beide die hauptsächlichen Risikofaktoren für die Entstehung arteriosklerotischer Stenosen an den Hals- und Hirnschlagadern sind.

 

Obige Informationen können Sie auch in Form eines Flyers ausdrucken und nachlesen:

Diagnostik und Therapie von Hals-/Hirngefäßerkrankungen

Ihr neurovaskuläres Ambulanz-Team

Letzte Änderung: 21.11.2024 - Ansprechpartner:

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