UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR NEUROLOGIE

Schlaganfall und Stroke Unit

Der Schlaganfall

Schnelle Behandlung vermindert das Risiko einer dauerhaften Behinderung

Infolge des Verschlusses einer Hirnarterie durch ein Blutgerinnsel kommt es zu einem plötzlichen Sauerstoffmangel in einer Hirnregion. Wird die Sauerstoffversorgung nicht innerhalb kurzer Zeit wiederhergestellt, stirbt diese Hirnregion ab, es entsteht ein Hirninfarkt. Auch eine Hirnblutung, bei der eine Hirnarterie reißt und Blut ins Gehirn austritt, zerstört die Hirnzellen in dieser Region. Das Ausmaß der Zerstörung nimmt mit der Menge des ins Gehirn austretenden Blutes zu. Abhängig von der Hirnregion, in der ein Hirninfarkt oder eine Hirnblutung auftritt, entstehen schlagartig die typischen Symptome:

  • Halbseitige Lähmungen/Gefühlsstörungen
  • Sprach-/Sprechstörungen
  • Sehstörungen
  • Schwindel, Übelkeit und Gleichgewichtsstörung

Beim Auftreten von Schlaganfallsymptomen sollte sofort der Rettungsdienst bzw. Notarzt gerufen und der Patient/die Patientin ins Krankenhaus gebracht werden. Die Chance, dass sich Schlaganfallsymptome wieder zurückbilden und keine oder nur eine geringe Behinderung zurückbleibt, ist bei frühzeitiger Behandlung am größten.

Nein. Eine vorübergehende spontane Besserung schließt eine Rückkehr schwerer Schlaganfallsymptome nach kurzer Zeit nicht aus. Auch in diesen Fällen sollte sofort der Rettungsdienst bzw. Notarzt alarmiert werden. 

 

Akutbehandlung

Was passiert nach Einlieferung ins Universitätsklinikum Magdeburg?
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Unmittelbar nach Einlieferung in die Notaufnahme wird mittels Computertomographie (CT) und einer begleitenden Gefäßdarstellung (CT-Angiographie) festgestellt, ob ein Gefäßverschluss infolge eines Gerinnsels oder ein Gefäßeinriss mit einer Hirnblutung die Ursache des Schlaganfalls ist. Im Fall eines Gerinnsels wird sofort versucht, dieses medikamentös aufzulösen (Thrombolyse) und, falls es in einer großen Hirnarterie lokalisiert ist, mit einem über die Leiste ins Gehirn vorgeschobenen Katheter „abzusaugen“ (Thrombektomie). Beides ist nur einige Stunden nach Eintritt der Symptome möglich bzw. erfolgversprechend.

Danach wird auf der Stroke Unit sofort eine „Blutverdünnung“ begonnen um zu verhindern, dass sich weitere Gerinnsel bilden und sich Schlaganfallsymptome verschlechtern oder neue hinzukommen. Mit Medikamenten und Pflegemaßnahmen wird einer Venenthrombose in einem gelähmten Bein oder einer Lungenentzündung durch die Immobilisation vorgebeugt.

Weitere Untersuchungen innerhalb der ersten Tage (Langzeit-EKG, Ultraschall des Herzes und der Halsarterien u. a.) sollen die genaue Ursache für den Schlaganfall ermitteln und so eine optimale Vorbeugung weiterer Schlaganfälle ermöglichen. Dies können z. B. eine bessere Blutdruckeinstellung, andere „Blutverdünner“ oder die Operation einer Einengung der Halsschlagader sein.

 

Die Stroke Unit

Eine Station, spezialisiert auf die Behandlung des Schlaganfalls
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Viele Behandlungsmaßnahmen sind dann erfolgversprechend, wenn sie sehr früh nach einem Schlaganfall begonnen und intensiv durchgeführt werden können. Dieses „Nebeneinander“ der Behandlungen erfordert eine enge Abstimmung aller Beteiligten aus ganz verschiedenen Berufsgruppen, die auf der Stroke Unit in einem großen Team zusammenarbeiten.

Ärzte (auf die Schlaganfallbehandlung spezialisierte Neurologen und Neurologinnen), speziell ausgebildete und/oder geschulte Pflegekräfte, spezialisierte Therapeuten und Therapeutinnen der Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie, Case Manager, welche den Ablauf der diagnostischen Untersuchungen und der Behandlungen koordinieren, sowie Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes, die eine ggf. erforderliche Weiterbehandlung in einer Rehabilitationsklinik oder zu Hause organisieren.

 

Therapien

Die Rehabilitation von Schlaganfallfolgen beginnt am Tag nach der Aufnahme auf die Stroke Unit
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Durch den Schlaganfall verursachte Sprachdefizite, ein Kraft- bzw. Beweglichkeitsverlust und Einschränkungen bei der Durchführung alltäglicher Handlungsabläufe werden von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie durch tägliche Behandlungen verringert oder sogar behoben.

Ziel der Physiotherapie ist die Erarbeitung selbstständiger Bewegungsübergänge im Bett, in den Sitz und in den Stand sowie die Erarbeitung des selbstständigen Gehens mit und ohne Hilfsmittel. Die aktive Mitarbeit des Patienten/der Patientin steht im Vordergrund. Den Schwerpunkt der Ergotherapie bildet die Förderung der Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens, wie das Training zum selbständigen Waschen und Ankleiden. Ebenso sind das Wiedererlernen von grob- und feinmotorischen Fähigkeiten sowie Hirnleistungstraining Inhalte ergotherapeutischer Therapie.

Aufgabe der Logopädie ist die Diagnostik und Therapie von Sprachstörungen (Aphasien), Sprech- und Stimmstörungen (u. a. Dysarthrien), Schluckstörungen (Dysphagien) sowie Gesichtslähmungen. Dies umfasst auch die Aufklärung und Anleitung von Angehörigen.

 

Sekundärprävention

Einem Schlaganfall vorzubeugen ist einfacher als ihn erfolgreich zu behandeln

Die Sekundärprävention nach einem Schlaganfall umfasst alle Therapien und Maßnahmen, die einem zweiten/weiteren Schlaganfall vorbeugen.

Die Einnahme von Medikamenten, die die Gerinnbarkeit des Blutes hemmen („Blutverdünner“), und die Behandlung von Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen sind typische Sekundärpräventionsmaßnahmen nach einem Schlaganfall. Auch die Operation bzw. die Stent-Behandlung einer Gefäßeinengung (Stenose) oder der Verschluss eines kleinen Loches (PFO) im Herz mittels eines über einen Katheter eingebrachten Verschlusssystems sind bei Patienten, bei denen dies indiziert ist, Sekundärpräventionsmaßnahmen.

Ein Teil dieser Eingriffe erfolgt bereits während des Krankenhausaufenthalts der Schlaganfallbehandlung. Falls dies zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich ist, vereinbaren wir vor Entlassung Termine zur ambulanten Vorstellung bzw. stationären Wiederaufnahme und empfehlen im Entlassungsbrief an den Hausarzt/die Hausärztin Medikamente zur Überbrückung. Damit soll das Risiko eines zweiten Schlaganfalls bis zum geplanten Eingriff so klein wie möglich gehalten werden.

 

„Blutverdünner“

Ein wichtiger Baustein zur Verhinderung eines weiteren Schlaganfalls

Auch wenn zur Verhinderung eines Schlaganfalles oft ASS verordnet wird, orientieren sich die Wahl und Dosierung des Medikaments, mit dem die Gerinnbarkeit des Blutes nach einem Schlaganfall gehemmt wird, an der speziellen Schlaganfall- und Patientensituation und kann sich nach einer gewissen Zeit auch ändern.

Wenn der Schlaganfall auf ein Gerinnsel zurückzuführen ist, welches sich in einer Hirn- oder Halsarterie gebildet hat, erfolgt i.d.R. eine Einstellung auf einen Thrombozytenaggregationshemmer. Häufig zum Einsatz kommende Präparate sind ASS und Clopidogrel, seltener Ticagrelor (Brilique®) und Prasugrel (Efient®). Kurz nach dem initialen Schlaganfall, wenn das Risiko eines erneuten Schlaganfalls noch sehr hoch ist, kommt oft eine Kombination dieser Medikamente zum Einsatz.

Falithrom®, Marcumar®, Pradaxa®, Eliquis®, Xarelto® und Lixiana® sind Medikamente dieses Typs. Antikoagulanzien kommen insbesondere dann zum Einsatz, wenn das Herz Ursprung des Gerinnsels ist, das zum Schlaganfall geführt hat. Vorhofflimmern ist dabei die häufigste Ursache.

Wahl und Dosierung des empfohlenen Medikaments werden anhand der individuellen Patienten- und Krankheitssituation getroffen, um einen bestmöglichen Schutz vor einem zukünftigen Schlaganfall bei gleichzeitig niedrigem Risiko für eine Blutungskomplikation anzustreben. Da Antikoagulanzien manchmal erst mit einem gewissen Abstand zum Schlaganfall gegeben werden können, empfehlen wir in diesen Fällen im Entlassungsbrief an den Hausarzt/die Hausärztin Präparat, Dosierung und den Zeitpunkt des Beginns der Einnahme.

 

Risikofaktoren

Deren Behandlung erfordert regelmäßige Kontrollen durch den Hausarzt/die Hausärztin

Er ist Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Der Blutdruck soll – unabhängig vom Alter – auf Werte unter 140/90 mmHg (aber nicht niedriger als 120/70 mmHg) eingestellt werden. Eine salzarme Ernährung und ein Alkoholverzicht helfen neben Medikamenten einen hohen Blutdruck zu senken.

Eine Zuckererkrankung liegt vor und sollte behandelt werden, wenn der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) über 6,5 % liegt. Gelingt es nicht, mit einer kohlenhydratarmen Ernährung den HbA1c unter diese Grenze zu senken, bedarf es der zusätzlichen Verordnung von Medikamenten.

Ein erhöhter Cholesterinwert führt zu Gefäßeinengungen. Oft kann das schädliche LDL-Cholesterin nicht alleine durch eine fettarme Ernährung unter den anzustrebenden Wert von 2,6 mmol/l gesenkt werden, sodass zusätzlich ein sog. Statin verordnet wird. Da die Einnahme dieser Medikamente auch unabhängig vom Cholesterinwert das Risiko für einen Schlaganfall senkt, erhalten die meisten Patienten und Patientinnen bei Entlassung ein derartiges Statin.

Übergewicht, oft einhergehend mit Bewegungsmangel, begünstigt viele der o. g. Risikofaktoren. Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung unterstützten daher alle anderen Maßnahmen einem Schlaganfall vorzubeugen.

 

Rehabilitation

Die Rehabilitation ist der Schlüssel zur Rückkehr in das vertraute soziale Umfeld
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Nach der Akutbehandlung und der Einleitung bzw. Umsetzung der Sekundärpräventionsmaßnahmen im Universitätsklinikum liegt der Behandlungsschwerpunkt mit zunehmendem Abstand zum Schlaganfall auf die Wiedereingliederung des Patienten/der Patientin in das vertraute soziale Umfeld und die aktive Teilnahme in diesem Umfeld. Besteht noch Berufstätigkeit umfasst dies auch die berufliche Wiedereingliederung.

Bestehen am Ende der Stroke Unit-Behandlung noch alltagsrelevante Einschränkungen, empfiehlt sich eine anschließende Rehabilitation. Die Rehabilitationsbehandlung kann stationär (unmittelbar im Anschluss an den Stroke Unit-Aufenthalt oder mit vorübergehender Entlassung nach Hause) oder ambulant durchgeführt werden. Unsere Case Manager organisieren dies.

 

Obige Informationen können Sie auch in Form zweier Flyer ausdrucken und nachlesen:

Behandlung auf der Stroke Unit
Rehabilitation und Prävention nach dem Schlaganfall

Ihr Stroke-Unit-Team

Letzte Änderung: 21.11.2024 - Ansprechpartner:

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