Vaskuläre Neurologie
Die Stroke Unit des Universitätsklinikums Magdeburg behandelt im Jahr etwa 1000 Patienten und Patientinnen mit einem Schlaganfall und ist damit die größte derartige Einheit im Norden Sachsen-Anhalts mit regionalen und überregionalen Partnerschaften über Landesgrenzen hinaus (Abbildung 1). Wir bieten rund um die Uhr State-of-the-Art-Therapien mit Fokus auf endovaskulären Rekanalisationsverfahren von Verschlüssen großer Hirngefäße zusammen mit dem Team der Neuroradiologie. Durch Teilnahmen an nationalen und internationalen Studien erfolgt eine stetige Weiterentwicklung von Therapien, um die Akutbehandlung und Sekundärprävention von Schlaganfällen zu optimieren.
In der neurovaskulären Spezialambulanz des Universitätsklinikums (inklusive neurologischer Ultraschalldiagnostik) werden jährlich mehr als 2000 Patienten und Patientinnen durch DEGUM-zertifizierte Neurologen und Neurologinnen untersucht. Die ärztliche und technische Untersuchung in vaskulär-neurologischer Hand erlaubt eine Behandlungsempfehlung, die klinische und technische Befunde integriert, wissenschaftlich fundiert ist und die individuelle Patientensituation berücksichtigt. Wir sind regionaler und überregionaler Ansprechpartner bei komplexen vaskulären Konstellationen und können, im Fall einer operativen oder endovaskulären Therapieempfehlung auf eine leistungsfähige Neurochirurgie, Gefäßchirurgie und Neuroradiologie zurückgreifen.
Strategie
Die vaskuläre Neurologie ist eine Spezialisierung, die auf höchstem Niveau in einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Neurologie, Neuroradiologie, Neurochirurgie, Gefäßchirurgie, Kardiologie sowie Anästhesiologie mündet.
Patienten und Patientinnen mit einem akuten Schlaganfall werden durch das Team der Zentralen Notaufnahme diagnostiziert und den Akuttherapien zugeführt – der intravenösen Thrombolyse und, bei großen Gefäßverschlüssen, der endovaskulären Thrombektomie durch die Neuroradiologie (Abbildung 2). Anschließend übernimmt ein spezialisiertes Team aus vaskulären Neurologen und Neurologinnen, Pflegepersonal sowie Therapeuten und Therapeutinnen (Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie) die Behandlung auf der Stroke Unit. Aufgabe der Stroke Unit ist es, zum einen optimale sekundärpräventive Maßnahmen zu ergreifen um ein Rezidiv zu verhindern, zum anderen neurologische Defizite frühestmöglich umfassend zu behandeln und, wenn notwendig, anschließende Rehabilitationsmaßnahmen vorzubereiten.
Die hochspezialisierte Ultraschalldiagnostik der neurovaskulären Spezialambulanz geht weit über die Graduierung und ätiologische Einordung von Gefäßerkrankungen hinaus. Die Beurteilung der individuellen thrombogenen und emboligenen Vulnerabilität eines stenosierenden Gefäßprozesses sowie dessen zerebral-hämodynamische Relevanz erlaubt es uns, die wahrscheinliche Pathophysiologie eines drohenden Schlaganfalls zu erkennen, dessen Risiko semiquantitativ abzuschätzen und die Prävention bzw. Therapieempfehlung individuell darauf auszurichten (Abbildung 3).
Forschung
Um pathophysiologische Zusammenhänge und Schlaganfallursachen zu verstehen, werden wissenschaftliche Fragestellung anhand eines umfassenden Schlaganfallregisters seit 2008 untersucht. Insbesondere mit einer leistungsstarken neurovaskulären Spezialambulanz und einer historisch engen Zusammenarbeit mit der Gefäßchirurgie stellen und beantworten wir Fragen zu arteriosklerotischen Veränderungen der hirnzuführenden extra- und intrakraniellen Gefäße. Zudem partizipieren wir an nationalen und internationalen Studien, die zum einen die Akutbehandlung nach Schlaganfall und zum anderen das Verhindern neuer Schlaganfälle, im Sinne einer medikamentösen Sekundärprävention adressieren. Darüber hinaus fokussieren wir in tierexperimentellen Ansätzen, die Rolle des Immunsystems nach einem Schlaganfall zu verstehen und nutzen dabei die intravitale Mikroskopie um dynamisch das Verhalten von Immunzellen zu entschlüsseln (Abbildung 4).